#Radicchio story

 

Als ich vergangenen Oktober auf dem Weg ins Trentino den Gampenpass am Nonsberg passierte, machte ich kurz hinter dem Gampenpass halt, um Mittag zu essen. Ich parkte im ersten Dorf, Unsere Liebe Frau im Walde, wo mich mein Navi hingeführt hatte, und stellte fest, dass ich mitten in die sogenannten Radicchio Tage hinein geraten war. In „Wald“, wie Einheimischen ihr Dorf nennen, herrschte ausgelassene Stimmung, große Tafeln kündigten vor den Restaurants Radicchio-Menüs an. Offenbar wurden auch Kurse und Seminare angeboten.

Warum nicht, dachte ich, spazierte ins Hotel Gasthof Zum Hirschen und hatte Glück. Auf der Veranda war  noch ein kleiner Tisch frei. Geschmacklich war ich angenehm überrascht. Mir gefiel die Vorstellung, diesen bitteren weinroten Salat einmal in einer anderen Variante zu bekommen als in Form unmotivierter Salatstreifen, deren einziger Vortiel offenbar darin bestand, gesund zu sein. Ich muss dazu sagen, dass ich kein begnadeter Koch bin.

Was soll ich sagen: bitter war nie besser! Der lokale Winterradicchio, wie der Radicchio Tardivo hier genannt wird, ist rosafarben statt violett, er ist sehr mild, zartbitter mit einer angenehmen Süße. Offenbar findet er am Nonsberg die idealen klimatischen Bedingungen.

Im Rahmen der Radicchio-Tage warten die Gasthäuser des Bergtales alle Jahre wieder im Herbst mit einfachen und raffinierten, vielseitigen und kreativen Radicchio-Gerichten auf. Eine gesunde Alternative zum allseits beliebten Törggelen. Beliebt sind aber auch Traditionsgerichte rund um das Gemüse, etwa als Salat, gegrillt, als Risotto oder Pesto. Erst kürzlich wurde er als würdige Begleitung zum erstklassigen Roastbeef vom Nonsberger Laugenrind in Lagreinsauce entdeckt. Rind, Pilze oder Wild, der Radicchio Tardivo geht geschmacklich nicht unter und macht so jedes dieser herzhaften Waldgerichte zu einem echten Gaumenspiel. Da ich noch genügend Zeit hatte, verwandelte ich meine Rast in ein wahres Schlemmer-Mittagsessen, mit Vorspeise, Salat, Hauptspeise und Radicchio-Eiscreme.

Dabei habe ich aber auch einiges über Zubereitungsmethoden und Rezepte gelernt. Während der Radicchio-Tage im Oktober komme ich garantiert wieder. Diesmal nehme ich mir aber mehr Zeit. Das Show Cooking und die geführte Touren lass ich mir nicht entgehen. Vielleicht lassen sich sogar ein paar meiner Freunde noch davon überzeugen, dass bitterer Salat eine Delikatesse sein kann.

 


#Oster Rezept: Rosa gebratener Südtiroler Lammrücken

Gut,
sauber,
fair.

Carlo Petrini
*1949