#Laugen Frauenberg

 

Warum der Laugen im Volksmund Frauenberg heißt - Kein Drama auf dem Berg

In meinem Kleiderschrank hängt ein blauer Seidenschal. Er gehörte einst meiner Großmutter. Ich benutze ihn an windigen Frühlingstagen, wie damals, als Foulards noch modern waren. Das Tragen bindet mich an sie und an eine vergangene Zeit. Wenn ich im Sommer in den Bergen bin, überkommt mich manchmal ein ähnliches Gefühl, dann frage ich mich: "Wer ist diesen Weg vor mir gegangen?". Vor kurzem allerdings fand ich eine Antwort, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Eigentlich wollte ich bloß auf den Laugen hinauf, denn der Frauenberg, wie der 2.433 m hohe Berg auch genannt wird, bietet eine wunderbare Aussicht. Für meine Exkursion zum Gipfel wählte ich den steilsten Pfad, Wegmarkierung Nr. 133. Schließlich wollte ich den Berg bezwingen, mir den Aufstieg verdienen, schwitzen und dabei vielleicht auch ein paar Pfunde verlieren.

Abends fand in der offenen Bibliothek des Hotels Gasthof zum Hirschen, wo ich nächtigte, ein Buch zur Geschichte des Bergsteigens. Darin stand, dass der Laugen Frauenberg heißt, weil sich hier im fernen Jahr 1552 zwei Frauen, Regina von Brandis und Catherine von Botsch, auf den Weg nach oben machten. Gemeinsam mit Jakob von Boymont erklommen sie – auf den Spuren Petrarcas – mit ihrem mittelalterlichen Schuhwerk die Spitze des Laugen, um ihre Besitztümer zu sehen. Die einzig mögliche Form einer 3D-Karte im 16. Jh. war schließlich die Wirklichkeit. Abgebildet 1:1. 

Heute gilt der Aufstieg der beiden edlen Burgfrauen als erste dokumentierte Gipfelbesteigung zweier Frauen. An der Spitze, auf 2.433 m Meershöhe, genoss ich die herrliche Aussicht bis hin zu den Dolomiten. Dieselbe Aussicht, die auch die beiden noblen Damen vor über 450 Jahren in schweigendes Staunen versetzt haben muss.

 


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“...und in den Wald gehe ich,
um meinen Verstand zu verlieren 
und meine Seele zu finden.“ 


John Muir
1838-1914